Tag der Logistik Gefährdete Lieferketten

Foto: Jan Bergrath
Meinung

In der 81. Sendung von FERNFAHRER LIVE sprechen wir mit Prof. Thomas Wimmer von der Bundesvereinigung Logistik (BVL) über die Systemrelevanz der Lkw-Fahrer auch anlässlich der aktuellen Folgen der wirtschaftlichen Lage durch den Ukraine-Krieg.

Einmal im Jahr zeigt die deutsche Logistik der breiten Öffentlichkeit, was sie kann. Am 21. April öffnen Unternehmen, Organisationen und Institute – vor Ort und online – bereits zum 15. Mal ihre Tore für die Öffentlichkeit und bieten allen Interessierten bei kostenfreien Betriebsbesichtigungen, Planspielen, Vorträgen, Webinaren und vielem mehr die Möglichkeit, Logistik live zu erleben. Obwohl die Logistik ohne die Berufskraftfahrer ihre Produkte in den unzähligen Lieferketten gar nicht verteilen und am Ende auch nicht zum Endkunden bringen könnte, führen die Lkw-Fahrer in dieser Veranstaltungsreihe leider ein Schattendasein. Das ändert sich nun in diesem Jahr. Am Tag der Logistik sprechen wir mit Professor Thomas Wimmer, dem Vorsitzenden des Vorstands der Bundesvereinigung Logistik (BVL) aus Bremen. Die 81. Sendung von FERNFAHRER LIVE ist zugleich eine virtuelle Veranstaltung zum Tag der Logistik selbst. Siehe dazu den Terminhinweis.

Die aktuellen Probleme

Unser Thema ist daher einerseits die grundsätzliche Systemrelevanz der Lkw-Fahrer in der Logistik, die nach dem Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 mit dem Fortdauern des Krieges in der Ukraine erneut der Gefahr reißender Lieferketten ausgesetzt ist. Immer wieder gibt es Probleme: ein im Suezkanal feststeckendes Containerschiff und geschlossene Häfen haben bereits gezeigt, wie fragil die globalen Handelsströme und die weltweite Arbeitsteilung sein können. Nun geht es um fehlende Rohstoffe wie etwa Nägel für Paletten oder fertige Kabelbäume aus Kupfer, die zu günstigen Lohnkosten in Handarbeit auch in der Ukraine gefertigt werden und nun in Deutschland dazu führen, dass Lkw- und Pkw-Hersteller die Bänder vorübergehend stilllegen müssen. Immer wieder taucht dabei auch die Frage auf, wie anfällig wie weltweite Arbeitsteilung ist, wenn die Produktion von Zuliefererteilen aus dem Hochlohnland Deutschland immer öfter ausgelagert werden, wie etwa bei den Kabelbäumen, die nach wie vor Handarbeit bedeuten. Die aktuellen Folgen sind erhebliche Lieferschwierigkeiten etwa beim Bau von Lkw wie aktuell bei MAN.

Die Logistik ist dazu da, Lösungen zu finden

„Die Logistik ist dazu da, Lösungen zu finden, wenn Rohstoffe aus einer Region fehlen, um diese aus einer anderen Region zu beschaffen“, so Wimmer im Trailer zur 81. Sendung von FERNFAHRER LIVE. „Das führt in der Regel allerdings dazu, dass die Produkte teurer werden.“ Lücken in den Regalen der Supermärkte gibt es derzeit auch wieder, weil besorgte Menschen mehr Waren einkaufen als sie eigentlich tatsächlich benötigen. Hamsterkäufe von Toilettenpapier kennzeichneten die unterbrochenen Lieferketten in der Corona-Pandemie. Nun sind es Sonnenblumenöl und Mehl. Der Bauwirtschaft stehen erhebliche Kostensteigerungen bevor, auch die Autobahn GmbH befürchtet Engpässe beim Ausbau oder Erhalt der Infrastruktur. Darüber schwebt die immer noch nicht gelöste Frage nach der Förderung des deutschen Transportgewerbes, die unter den gestiegenen Kosten für Diesel oder drohender Knappheit von AdBlue oder LNG zu kämpfen haben. Und das alles vor dem europaweit weiterwachsenden Druck europäischer Länder und natürlich den USA auf die Politik in Deutschland, die Einfuhr von Rohöl und Gas aus Russland komplett zu stoppen. Was laut den meisten Wirtschaftsexperten zu einem kompletten Zusammenbruch der hiesigen Wirtschaft und erstmals wieder zu Massenarbeitslosigkeit führen könnte. Da die Russen nun nach Ostern eine neue Angriffswelle auf den Osten der Ukraine starten und der Aggressor Wladimir Putin nicht mehr mit sich reden lässt, ist eine schnelle Lösung nicht in Sicht.

Wertschätzung nur bei entsprechender Information

Natürlich bricht auch bei uns nicht sofort alles zusammen. Der Verkehr mit Lkw ist zwar etwas weniger geworden, aber ohne Lkw läuft er einfach nicht. „Solange man eine Leberwurst nicht beamen kann, muss sie physisch transportiert werden“, zitiert Wimmer einen bekannten Spruch über die Systemrelevanz des Transports und der Menschen, die in diesem Teil der Logistik arbeiten. Dazu gehören natürlich auch die Lkw-Fahrerinnen und Fahrer. „Wenn diese Menschen mit ihren Fähigkeiten und ihrer hohen Verantwortung nicht da wären, um diesen Job zu machen, würde es eine Katastrophe auslösen.“

Doch in einer Konsumgesellschaft mit bislang jederzeit verfügbaren Produkten und einer Zunahme vor allem der Online-Bestellungen wird der Transport, der im Endpreis einer Ware ja nicht gesondert aufgeführt ist, schlicht als selbstverständlich angenommen. So steht auch diese Veranstaltung zum Tag der Logistik laut Wimmer unter einem klaren Ziel: „Man kann die Arbeit, die jemand macht, erst wertschätzen, wenn man Informationen über die Menschen hat, die diese Arbeit machen.“

Terminhinweis:

Am 21.4. ab 17 Uhr sprechen wir in der 81. Sendung von FERNFAHRER LIVE neben Thomas Wimmer mit dem der Logistiker mit eigenem Fuhrpark, Anthony Wandt aus Braunschweig, dessen Fahrer Ingo Seekircher, Stephanie Ardovara, der selbstfahrende Unternehmerin aus Oberjoch, dem höchstgelegenen Transportunternehmen Deutschlands, sowie Lars Borck aus Burscheid, der sich als langjähriger Berufskraftfahrer immer öfter fragt, ob die globale Logistik nicht an ihre Grenzen kommt.

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