Steigende Ölnachfrage vorbei BP will viel höhere CO2-Preise

Daimler Mercedes eActros Elektro-Lkw Foto: Daimler AG

Der Öl-Konzern BP fordert eine erheblich höhere CO2-Bepreisung. Konzern setzt nun verstärkt auf erneuerbare Energien.

Der Öl-Konzern BP hat „eine erhebliche Erhöhung der CO2-Bepreisung“ gefordert, um den Treibhausgasausstoß wirksam einzudämmen. „Auch wenn die Covid19-Pandemie den globalen Ausstoß von Kohlendioxid reduziert hat, befindet sich die Welt weiterhin nicht auf einem nachhaltigen Weg“, sagte BP-Chef Bernard Looney bei der Vorstellung des BP „Energie Ausblick 2020“. Die Analysen zeigten, „dass mit entschlossenen politischen Maßnahmen und mehr C02-armen Entscheidungen von Unternehmen wie Verbrauchern die Energiewende immer noch geschafft werden kann.“

Erneuerbare immer wichtiger

Öl und Gas würden zwar noch Jahrzehnte gebraucht, aber die Gesellschaft entwickele sich weg von fossilen Brennstoffen, so der Ausblick von BP. Erneuerbare Energien spielten eine immer wichtigere Rolle, um den weltweit weiterwachsenden Energiebedarf zu decken. BP hatte im August seine neue Strategie vorgestellt, die den Konzern von einem Öl-Unternehmen bis 2050 zu einem CO2-neutralen, integrierten Energiekonzern machen soll. Auch der Ausblick 2020 bezieht die Entwicklung bis 2050 ein, ein Jahrzehnt mehr als die bisherigen BP-Analysen. Er konzentriert sich auf drei Hauptszenarien: Net Zero, Rapid und Business as Usual (BAU).

Maximum des Ölverbrauchs erreicht

Dabei wird in allen Fällen von einem Rückgang des Ölverbrauchs in den nächsten 30 Jahren ausgegangen, der laut Rapid und Net Zero vielleicht nie mehr den Stand vor der Corona-Krise erreichen wird und auf die zunehmende Effizienz und Elektrifizierung des Straßenverkehrs zurückzuführen sei. Insgesamt wird prognostiziert, dass die Ölnachfrage bis 2050 um etwa zehn Prozent niedriger bei BAU, etwa 55 Prozent weniger bei Rapid und 80 Prozent niedriger bei Net Zero liegt.

Nachfrage nach Gas wächst weiter

Für fossiles Gas malt der Konzern ein anderes Bild. Hier wird mit einer robusten Nachfrage gerechnet, im Szenario BAU steigt sie sogar „über die gesamten nächsten 30 Jahre und wird bis 2050 um etwa ein Drittel höher sein“. Mit Rapid würde der Höhepunkt auch erst Mitte der 2030er Jahre sowie Mitte der 2020er Jahre bei Net Zero erreicht. Um die negativen Klimawirkungen von Erdgas zu verringern, setzt BP auf die umstrittenen Technologien der CO2-Abscheidung, –Nutzung oder -Speicherung CCUS, die aber am Ende der Kette sogar zu einer Erhöhung der Emissionen führen könnten.

Wasserstoff 2050 weit unter 20 Prozent

Windkraft und Solarenergie sind den Szenarien zufolge die in den nächsten 30 Jahren am schnellsten wachsenden Energieträger. Der Anteil der Primärenergie aus erneuerbaren Energien wächst von etwa fünf Prozent im Jahr 2018 auf 60 Prozent bis 2050 bei Net Zero, 45 Prozent bei Rapid und 20 Prozent laut BAU. Die Nutzung von Wasserstoff macht demnach bis 2050 etwa sieben Prozent des Endenergieverbrauchs (ohne unverbrannten Wasserstoff) bei Rapid und 16 Prozent bei Net Zero aus.

Massiver Kurswechsel gefordert

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte kürzlich dringend massive Kurswechsel unter anderem in den Bereichen Energie und Verkehr gefordert, um die Menschheit vor dem Untergang zu retten. Die Veränderung des Klimas sei eine viel größere Bedrohung als das Coronavirus und bedeute eine existenzielle Gefahr für unseren Planeten und unser Leben, sagte er Medienberichten zufolge. BP ist jetzt als einziger Mineralölmulti vorgeprescht, bleibt aber mit seiner Sicht der Zukunft noch weitgehend allein. So hatte auch die Internationale Energieagentur (IEA) für 2020 noch im Juni mit einem Anstieg der Nachfrage gerechnet.

Bei BP soll die Öl- und Gasproduktion im Rahmen der neuen Strategie in den nächsten zehn Jahren um 40 Prozent gedrosselt und das Geschäft mit Erneuerbaren ausgebaut werden. Hier will man jährlich fünf Milliarden US-Dollar investieren. Das wird nicht einfach. Die Umweltkatastrophe „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexico hat das Unternehmen stark unter Druck gesetzt. Für das zweite Quartal 2020 hatte BP einen Rekordverlust in Höhe von rund 5,7 Milliarden Euro verkündet.

Politik gefordert

Die Politik müsse ihre Maßnahmen möglicherweise „durch Veränderungen der gesellschaftlichen Verhaltensweisen und Präferenzen weiter verstärken“, betont das Unternehmen. Verzögerungen könnten „das Ausmaß der vor uns liegenden Herausforderungen möglicherweise erheblich erweitern und zu zusätzlichen wirtschaftlichen Kosten führen“.

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