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Schuon managt Warenfluss bei Zuliefer Könner am Werk

Foto: Ilona Jüngst

Schuon managt für den Automobilzulieferer Wagon den Warenfluss im Werk Nagold. Dafür braucht es ein Team von guten Mitarbeitern.

Wer Nagold hört, denkt an ein beschauliches Städtchen im Nordschwarzwald. Dabei geht es dort sehr geschäftig zu: Im Industriegebiet Wolfsberg ist der Automobilzulieferer Wagon Automotive angesiedelt und fertigt unter anderem Karosseriemodule, die von Kunden in hochwertigen Fahrzeugen verbaut werden. Kontraktlogistikpartner ist das Unternehmen Alfred Schuon.

Werk fertigt Seitenteile für Premiumfahrzeuge

Auf einer Grundfläche von 138.000 Quadratmetern beschäftigt Wagon Automotive mehr als 800 Mitarbeiter, die unterschiedliche Systemlösungen für die Automobilindustrie produzieren. In einer der Hallen bestimmen aber auf den ersten Blick vor allem Industrieroboter das Bild: 280 Roboter sind in sechs Anlagenstränge rechts und links angeordnet und fertigen Karosserierahmen und Seitenteile für Premiumfahrzeuge eines Kunden.

Engagierte Mitarbeiterteams auf Seiten des Zulieferers und des Dienstleisters sorgen dafür, dass die Roboter ihre Arbeit verrichten können. Die Mitarbeiter von Schuon sind dabei im Rahmen eines Werkvertrags für den kompletten Materialfluss verantwortlich. Das fängt im Wareneingang an, wo sie Kaufteile anderer Hersteller sowie von anderen Wagon-Bereichen hergestellte Teile vom Lkw abladen und in das Nachschublager verbringen. Weiter geht es über die Entnahme aus dem Lager und die Verbringung der Teile an die Produktionslinie, die Entnahme der fertigen Produkte aus den Anlagen, die Zwischenlagerung an Pufferplätzen sowie die weitere Kommissionierung bis zur Verladung auf die Lkw. Diese fahren in einem eng getakteten Rundlauf das Produktionswerk des Automobilkunden an.

13 Mitarbeiter pro Schicht im Einsatz

„Überall, wo Ware bewegt wird, ist Schuon zur Stelle“, sagt Steffen Singer, Logistikleiter bei Schuon. 40 Logistikmitarbeiter sind im Drei-Schicht-Betrieb in Nagold beschäftigt, 13 Mitarbeiter pro Schicht im Einsatz. Der Logistikdienstleister ist mit dem ERP-System von Wagon Automotive vernetzt und erhält meist erst am Vortag per IT die Information, was angeliefert wird.

Foto: Ilona Jüngst
Teamwork (von links): Stefanie Fleisch, Claudia Krauß und Steffen Singer von Schuon, Christoph Schilling von Wagon Automotive.

Im Lager, das in der 66.000 Quadratmeter großen Halle integriert ist, werden die Fertigteile nach dem FiFo-Verfahren (First In First Out) gelagert; spätestens innerhalb einer Woche gehen die Teile an den OEM. Dank RFID-Tags ist für alle Beteiligten – Logistikdienstleister, Zulieferer und OEM – ersichtlich, welcher Ladungsträger welche Teile enthält. Das sei relevant, weil manche Teile vor einer KTL-Lackierung verklebt werden, sagt Singer. „Weil die Haltbarkeit des Klebers auf 30 Tage begrenzt ist, müssen diese Teile schnell verarbeitet werden – für uns und den OEM ist es daher wichtig, dass Gestelle und Teilenummern übereinstimmen“, sagt Christoph Schilling, Teamleiter SCM Karosseriebau bei Wagon Automotive.

Besondere Aufgabe für Staplerfahrer

Die Besonderheit beim Umgang mit den fertigen Teilen besteht auch in der Größe der Produkte: Eine Seitenwand plus ein entsprechender Ladungsträger kommen auf eine Länge von 4,3 Meter. Ein mit drei Seitenwänden befüllter Ladungsträger bringt es zudem auf ein Gewicht von 500 bis 600 Kilogramm.

Können ist aber auch mit Blick auf das Umfeld gefragt: „Trotz der Roboter sind in der Halle auch viele Menschen unterwegs, die die Anlagen warten oder neu bestücken und andere Serviceleistungen vornehmen. Es ist daher besonders wichtig, dass die Staplerfahrer sehr umsichtig fahren“, heißt es.

Dafür braucht es gutes Personal. Um die Rekrutierung und Auswahl kümmert sich bei Schuon Stefanie Fleisch vom Personalmanagement. Job-Bewerber dürfen gleich nach dem Bewerbungsgespräch beim Probefahren mit dem Gabelstapler ihr Können beweisen. In den ersten Tagen im neuen Job ist für die neuen Mitarbeiter vor allem das Thema Leergut an der Tagesordnung, zudem sind sie anfangs lediglich außerhalb der Halle im Einsatz. Wichtig sind laut Fleisch dabei immer eine gute Einarbeitung und Betreuung: „Unsere Teamleiter haben die Neuen immer im Blick“.

Nur kurzes Zeitfenster für Be- und Entladung

Claudia Krauß, Projektleiterin bei Schuon für Wagon Automotive, weiß um die Herausforderungen, mit denen die neuen Mitarbeiter konfrontiert sind. Etwa werden im Wareneingang auch Stapler mit Wiegegabel eingesetzt, um die Waren mit dem Stammdaten abzugleichen. Zudem ist in der Beladezone wenig Platz, so dass ausfahrbare Gabeln zum Einsatz kommen. Und für die Entladung des Leerguts und die Beladung mit Vollgut – etwa 20 Ladungsträger mit Seitenwänden oder 26 mit Längsträger – haben die Mitarbeiter lediglich ein Zeitfenster von maximal 40 Minuten zur Verfügung. Schnelles und genaues Arbeiten sind also gefragt. „Man muss schon ein bisschen stressresistent sein, um mit diesem Zeitdruck umgehen zu können“, sagt Krauß.

Wegen des Fachkräftemangels ist es laut ihrer Kollegin Stefanie Fleisch derzeit nicht leicht, gutes Personal zu rekrutieren. Die Corona-Pandemie habe aber auch branchenfremde Quereinsteiger nach sich gezogen, etwa aus der Gastronomie, die in der Logistik einen neuen Job gefunden haben. Über die Schuon-Tochtergesellschaft PTC (Professional Training Center) werden sie in das Lagergeschäft eingewiesen und können dort auch den Staplerschein machen. Viele der Quereinsteiger nutzen laut der Personalbeauftragten die Logistik als Möglichkeit, im Rahmen eines Minijobs tätig zu sein und können etwa in Nacht- oder Spätschichten eingesetzt werden.

Um Personalschwankungen, die auch in der Automobilindustrie immer mal wieder vorkommen, auszugleichen, setzt Logistikleiter Singer auf einen Pool von Mitarbeitern, darunter auch einige von einem 15 Kilometer entfernten Batterielogistik-Standort von Schuon. Nicht nur werden so Engpässe abgefangen, sagt Singer – der Austausch gebe den Mitarbeitern auch eine willkommene Gelegenheit, neue Gegebenheiten und Prozesse kennenzulernen. So wird das Team rund um die Logistik der Fahrzeugteile komplettiert.

Die Unternehmen

  • Wagon Automotive Nagold: Der Ursprung in Deutschland geht auf das Unternehmen Wackenhut zurück, das ab 1933 Lkw-Anhänger, Lkw-Aufbauten und Fahrerhäuser produzierte
  • 1999 erfolgte die Übernahme durch Oxford Automotive (USA), 2006 der Zusammenschluss von Oxford Automotive und Wagon Automotive (England)
  • Seit 2018 ist die Tiberina Group (Italien) Alleingesellschafter
  • An den Standorten Nagold und Bremen sind knapp 900 Mitarbeiter beschäftigt
  • In Nagold werden für rund 70 Kunden aus der Automobilindustrie rund 1.100 Artikel gefertigt

  • Alfred Schuon Spedition: 1951 in Haiterbach gegründet, ist das Transport- und Logistikunternehmen heute mit zwölf Standorten in Deutschland sowie in Ungarn vertreten
  • Das Familienunternehmen beschäftigt rund 600 Mitarbeiter und bewirtschaftet rund 110.000 Quadratmeter Logistikflächen
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