Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat die EU harte Wirtschafts- und Finanz-Sanktionen gegen Russland beschlossen – abgestimmt mit den USA, Großbritannien, Kanada und weiteren Partnerländern. Es geht darum, den Erwerb wichtiger Güter durch die russische Industrie zu unterbinden und den Straßen-, Luft- und Seeverkehr des Landes zu behindern. Dafür hat die EU einige Schritte unternommen. Dazu zählt beispielsweise ein 100-prozentiges Tätigkeitsverbot für russische und belarussische Speditionen in der EU. Bestimmte Ausnahmen gelten nur für lebensnotwendige Güter wie Agrarprodukte und Lebensmittel, humanitäre Hilfe und Energie. Ebenso dürfen EU-Unternehmen, die zu 25 Prozent oder mehr in russischem Besitz sind, weder Güter auf den Straßen in der EU befördern noch als Kraftverkehrsunternehmen in der EU aktiv werden. Darüber hinaus existiert ein vollständiges Verbot für Lkw mit russischen Anhängern und Sattelaufliegern, Güter in die EU zu befördern. Damit soll unterbunden werden, dass russische Spediteure das Verbot, Waren in die EU zu befördern, umgehen.
Keine Schienentransporte von Dachser durch Russland
Die Entwicklungen in Russland und in der Ukraine wirken sich auch massiv auf die Geschäfte deutscher Transport- und Verkehrsunternehmen aus. Wie Dachser auf Anfrage von trans aktuell mitteilt, sind Transporte durch Russland per Schiene weitgehend zum Erliegen gekommen. „Der Transit durch Russland wird von unseren Kunden nicht gewünscht. Dafür akzeptieren sie längere Transport- und eventuelle Standzeiten“, erklärt ein Sprecher von Dachser gegenüber trans aktuell. Daher organisiert die Sparte Cargoplus von Dachser Lkw-Komplettladungsverkehre beispielsweise aus China, Kasachstan und Usbekistan über die Südroute via Kaspisches Meer. Russland wird hierbei nicht tangiert. Auf der Schiene führt Dachser in weit geringerem Umfang als früher Transporte von China nach Europa durch. Aus Mangel an einer gangbaren Alternative, wie bei den Lkw möglich, läuft dabei ein Teil im Transit durch Russland.
Ähnlich stellt sich die Situation bei DB Cargo dar. Ein Sprecher bestätigt gegenüber trans aktuell indirekt, dass Transporte von DB Cargo auch russisches Staatsgebiet durchqueren. „Es gibt derzeit kein Embargo auf Fracht, die Russland durchquert, ebenso wenig wie beispielsweise Routen für Luftftracht sanktioniert sind“, teilt das Unternehmen zur Begründung mit. Zudem bewerte man die Situation kontinuierlich, heißt es seitens DB Cargo. Letztlich gehe es darum, die Lieferketten der deutschen Wirtschaft und Industrie zu sichern. Zudem verweist der Sprecher darauf, dass China noch immer der größte Handelspartner Deutschlands sei. Dies sehe auch das Statistische Bundesamt so. Zudem stellt DB Cargo klar: „Mit der russischen Staatsbahn arbeitet DB Cargo nicht zusammen.“
Auch DHL verkehrt in Russland
Auch Konkurrent DHL verkehrt in Russland. Ein Sprecher erklärt dazu gegenüber trans aktuell: „Im konkreten Fall heißt das, dass wir Transportkapazitäten auf Zügen von europäischen und chinesischen Operateuren buchen, die zwischen Asien und Europa verkehren.“ Die versiegelten Zugcontainer durchqueren demnach lediglich im Transit das Land. „Zu keinem Zeitpunkt wird Fracht in Russland zu- oder abgeladen“, versichert das Unternehmen. DHL stellt per Absichtserklärung („Letter of Intent“) vertraglich mit den Kunden sicher, dass transportierte Fracht im Einklang mit den geltenden Sanktionsbestimmungen steht.
Darüber hinaus kann DHL auch flexibel auf Kundenwünsche reagieren. Um den Transit durch Russland zu vermeiden, kann DHL entsprechende Sendungen über verschiedene Länder und das Kaspische Meer umleiten und dabei einen multimodalen Transportansatz nutzen, der Schiene, Straße und Schiff kombiniert.
Sanktionen
Die Außenminister der EU haben am 24. Juni 2024 ein weiteres Sanktionspaket gegen Russland beschlossen – das mittlerweile vierzehnte. Dieses Sanktionspaket zielt insbesondere darauf ab, gegen die Umgehung von bereits bestehenden Sanktionen besser vorgehen zu können. Das neue Sanktionspaket betrifft insbesondere Unternehmen, die durch Finanztransaktionen und Lieferungen verbotener EU-Waren gegen die bestehenden Sanktionen verstoßen haben. Unter den neu gelisteten Unternehmen befindet sich auch eines, das daran beteiligt war, den Transport von Waffen zu ermöglichen und damit EU-Sanktionen zu umgehen.