Schließen

Peter Amberger im Porträt Mut und Glück bringen Erfolg

Foto: Amberger/Loxxess 6 Bilder

Peter Amberger gründete Loxxess, sanierte Transoflex gleich zweimal und fährt heute mit Oldtimern Rennen.

Gibt es ein Unternehmer-Gen? Ein Beweis dafür könnte die Familie Amberger sein. Peter Amberger hat nicht nur das Fuhrunternehmen seiner Eltern in Ingolstadt vergrößert, das sein Vater als Braumeister nach dem Krieg gegründet hatte. Zu seinem 40. Geburtstag wünschte sich Peter Amberger einen Umsatz von 40 Millionen D-Mark für seine Spedition; das Ziel wurde fast erreicht. Mit den Gründungen der Unternehmen Loxxess und Loxxess Pharma hat er bleibende Größen auf dem deutschen Logistikmarkt geschaffen und mit seinem Partner, der Schoeller-Gruppe, das Kunststück geschafft, zweimal das Unternehmen Transoflex zu kaufen und erfolgreich zu sanieren.

Spaß an der Aufgabe

Sein Erfolg als Unternehmer ist vermutlich aber nicht nur einer familiären Disposition zu verdanken, sondern auch dem Spaß an der Aufgabe, dem Verantwortungsgefühl gegenüber Mitarbeitern und Kunden, einer gewissen Risikobereitschaft und ein paar ehernen Grundsätzen, die sich für ihn über die Jahrzehnte seiner Karriere bewährt haben. „Lieber ein gutes Ergebnis mit anderen teilen, als ein schlechtes Ergebnis allein zu erreichen“ etwa. Fair Play gegenüber Kunden und Partnern, dass man auch mal Fehler zugeben und immer offen kommunizieren muss. Oder dass man als Unternehmer nichts unterlassen darf, dass man sich auch etwas zutrauen muss. „Und ich war meistens mutig und habe auch viel Glück gehabt“, sagt Amberger heute und lacht.

1971, kurz nach seinem Abschluss als Diplom-Wirtschaftsingenieur, trat er in das Familienunternehmen mit damals vier Fernlastzügen und zwölf Mitarbeitern ein. Seine Ehefrau betreute fortan den kaufmännischen Teil der Aufgaben, während Peter Amberger den Ausbau der Geschäftsaktivitäten vorantrieb. Er setzte neue Technologien ein, stellte neue Prozesse auf, gewann neue Kunden und vergrößerte das Unternehmen.

Logistiklager in Karl-Marx-Allee

Bald war das Unternehmen beispielsweise für Audi in der Ersatzteileauslieferung für die Händler im Gebiet Bayern und Hessen sowie dem Saarland unterwegs. Mit sechs weiteren mittelständischen Speditionen gründete er Mitte der 1980er-Jahre die Kooperation Log Sped, und nach der Wende übernahm Amberger kurzerhand auch für den Handelskonzern Rewe einen Teil der Filialdistribution in Ostdeutschland. „Um der Nachfrage nach Westware gerecht zu werden, haben wir mit Unterstützung der Nationalen Volksarmee Kippautos benutzt, um die Paletten zu transportierten“, erinnert sich Amberger im Gespräch mit trans aktuell, „und unser Lager befand sich in der Ostberliner Karl-Marx-Allee“.

Erste Sanierung von Transoflex

1994 verkaufte Amberger seine Firmenanteile an der Amberger Spedition, die zu dem Zeitpunkt rund 600 Mitarbeiter hatte, an die Log Sped. 1995 übernahm er gemeinsam mit den Gebrüdern Schoeller den Weinheimer Schnelllieferdienst Transoflex, den sie sanierten und 1998 an die Deutsche Post verkauften. Danach erwarb Amberger MDSG, ein Tochterunternehmen des Verteidigungsministeriums, und baute es zur Loxxess-Gruppe um.

2004 stieg Sohn Dr. Claus-Peter Amberger in das Unternehmen ein und übernahm fünf Jahre später als CEO die Leitung. Seit 2011 ist auch Tochter Christina Thurner Teil der Geschäftsleitung, Peter Amberger wird Vorsitzender des Aufsichtsrats. Loxxess hat heute 26 Standorte in Deutschland, Polen und Tschechien sowie rund 2.000 Mitarbeiter. Die Geschäftsschwerpunkte sind Logistik und Fulfillment-Lösungen, etwa in den Bereichen Pharma und E-Commerce.

Transoflex auf Pharmakurs

Und auch Transoflex ist wieder erfolgreich: Amberger und Schoeller kauften 2016 das defizitäre Unternehmen ein zweites Mal auf und „drehten es innerhalb von zwei Jahren“ in Richtung Erfolg, sagt der Transoflex-Gesellschafter, der sich mit seinen Kollegen alle vier Wochen zum Steuerungskreis trifft. Schwerpunkte des Unternehmens sind heute die Pharmalogistik mit durchgehender und dokumentierter Kühlkette und das Expressnetzwerk.

Auszeichnung für Loxxess

Auf diesen Erfolg ist Amberger sehr stolz, wie er sagt. Dazu brauchte es auch neue Investitionen in IT und Technik, zum Beispiel aktuell in eine Sortieranlage am neuen Transoflex-Standort Hamm, mit der nicht nur das Gewicht, sondern auch das Volumen eine Pakets gemessen wird. Bei Loxxess ist Amberger nach eigenen Angaben stolz auf die Umsetzung des Themas Digitalisierung, etwa im Rahmen des Projekts Smile für die Lagerlogistik des E-Commerce, für das Loxxess den European Logistics Award 2020 erhalten hat.

„Und das ist nur ein Zwischenschritt, wir werden in Zukunft noch viel mehr mit künstlicher Intelligenz arbeiten“, sagt der Unternehmer, der einst als einer der ersten EDV-Anwender in der mittelständischen Logistik und für IBM Pilotkunde für die Anwendung der mittleren Datentechnik war – zu einer Zeit, als Computer noch Schränke waren.

Veränderte Kundenbeziehungen

Was sich im Vergleich zu früher auch stark verändert hat, ist laut Amberger die Beziehung zum Kunden. „Zu manchen der Kunden hatte man früher fast freundschaftliche Beziehungen, man kannte sich und vertraute einander“, sagt der Geschäftsmann. „Heute sind die Beziehungen nicht mehr so offen, alles ist komplexer. Wenn es ein Problem gibt, zieht man sich schnell nur auf Verträge und Formulierungen zurück. Der Spielraum für die Manager auf Kundenseite ist kleiner geworden.“

Zeit seines Lebens „war das Geschäft immer da“, auch im Privatleben. Nicht nur, weil seine Ehefrau lange Jahre mit im Unternehmen tätig war. Freitagnachmittags auf der Fahrt zur Wochenendhütte am Tegernsee, beim Segeln am Samstag: Das Thema war immer präsent. „Und am Sonntagabend war ich dann wieder im Betrieb und habe die Fernfahrer rausgewunken“, erinnert sich Amberger. Was Zahlungsziele sind und wie die Kunden sie unterschiedlich auslegen, wurde beim Abendessen diskutiert.

Anerkennung für nächste Unternehmergeneration

Daher macht es ihn sehr glücklich, dass seine beiden Kinder ohne Zwang den Weg ins Familienunternehmen gefunden haben. „Beide sind sehr tüchtig und knien sich rein – sie leben das Unternehmen“, sagt Amberger voller Anerkennung.

Mit seiner Tochter Christina verbindet ihn sogar ein Hobby: Beide sind versierte Teilnehmer an Oldtimer-Rallyes, etwa der Mille Miglia oder dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Welches Schätzchen er fährt? Eigentlich, so Amberger, habe er immer mit einem Sportwagen von Bugatti geliebäugelt. Auf einer Aktion in England kaufte er letztlich einen „sehr originalen“ Bentley aus dem Jahr 1928 mit 4,5 Liter Hubraum. „Meine Frau hatte nämlich gesagt, dass ein Bugatti gar nicht zu mir passe – ich bräuchte etwas Schweres, etwas, das mehr nach einem Truck aussieht.“

Unsere Experten
Carsten Nallinger Carsten Nallinger Lkw-Navigation
Daniel Stancke, CEO von Jobmatch.me Daniel Stancke Experte für Recruiting
Aktuelle Fragen Arbeitszeit: Anfahrt zum Stellplatz Ist die Anfahrt zum Lkw-Stellplatz Arbeitszeit? Digitacho (Nachrüstpflicht) Gibt es eine Digitaltacho-Nachrüstpflicht für alte Lkw? Ziffer 95 und Überführungsfahrten Brauche ich die Ziffer 95 für Überführungsfahrten?
Betriebsstoffliste 2023
Mehr als 2.500 Produkteinträge

Immer auf dem neuesten Stand: Die DEKRA Betriebsstoffliste 2023

Kostenloser Newsletter
eurotransport Newslettertitel Jetzt auswählen und profitieren

Maßgeschneidert: Die neuen Themen-Newsletter für Transportprofis.

Who is Who
Who is Who Nutzfahrzeuge 2019 WHO IS WHO Nutzfahrzeuge

Alle Hersteller, Zulieferer und Dienstleister für Nutzfahrzeugflotten.

eurotransport.de Shop
Web Shop Content Teaser Der Shop für die, die es bringen.

Zeitschriften, Bücher, Lkw-Modelle, Merchandising und mehr.