Neoplan im Vergleich: Cityliner-Treffen der Generationen

Neoplan im Vergleich
Cityliner-Treffen der Generationen

Vergleich: Einer der letzten in Deutschland erhaltenen Neoplan Cityliner aus dem Premierenjahr 1971 trifft auf seinen modernen Nachfolger. So lässt sich der Fortschritt erfahren.

Neoplan Cityliner Reisebus 2021 Historie alt vs neu
Foto: Thorsten Wagner

Fünfzig Jahre sind in der Auto-Welt eine ganze Ewigkeit. Man sieht die stetige Fortentwicklung den typischen Vertretern ihrer Ära deutlich an – und man spürt sie am Steuer. Auch der heutige Oldtimer-Testwagen, der sich zum Stelldichein mit seinem Urenkel fein gemacht hat, verströmt erkennbar die leicht barock anmutende Eleganz der Busse der Nachkriegszeit. Der hoch aufragende 1971er-Cityliner mit seinem vorwärtsstrebenden Design passt sehr gut vor das zwischen 1763 und 1769 erbaute Rokokoschloss Solitude zwischen Stuttgart und Leonberg, das der Ausgangspunkt der heutigen Ausfahrt werden soll. Schon lange war dies der Platz für VIP-Fotoshootings von Neoplan-Bussen. Da es das Stammwerk in Möhringen seit 2007 leider nicht mehr gibt, ist dieser Ort gewissermaßen alternativlos für unser heutiges Unterfangen der historisierenden Art.

Neoplan Cityliner Reisebus 2021 Historie alt vs neu
Thorsten Wagner
Von oben deutlich erkennbar sind die ins Dach gezogenen Seitenscheiben des Oldies und der Diamantschliff beim neuen Cityliner.

Schon wie sie einträchtig nebeneinander stehen im Südhof der Eremitage zwischen den beiden ausladenden Freitreppen, lässt die Unterschiede der konzeptionell weitgehend identischen Busse schnell deutlich werden: hier viel Chrom und große Glasflächen mit vielen Details, dort modernes, zurückgenommenes Understatement, das wenige Einblicke gewährt, aber keineswegs weniger elegant scheint als das Auftreten des Vorfahren. Der Oldie, der aufwendig von Oldtimer-Mäzen Konrad Auwärter und dem Busunternehmen Müller in Massenbachhausen restauriert wurde – und nun auf seine alten Tage mit mehr als einer Million Kilometern auf dem Gerippe noch zum internationalen Busstar wird –, atmet den Pioniergeist und ein wenig auch das Improvisationstalent seiner Schöpfer um Albrecht Auwärter und den kongenialen Busbauer Bob Lee.

Fühlbare Perfektion im Neoplan Cityliner C

Dagegen verströmt der neue Neoplan Cityliner C in seiner nur dezent an die Vergangenheit angelehnten Platin-Folierung eine fühlbare Perfektion und Ausgereiftheit, die zu einer Souveränität verschmelzen, die nur aus 50 Jahren Erfahrung und Erfolg entstehen kann. Beide Busse geben dem Passagier schon von außen das Versprechen von etwas ganz Besonderem. Oder wie es der erste Testbericht von lastauto omnibus im August 1972 konstatiert: "Die Formel für verwöhnte Komfortansprüche in der Omnibus-Touristik." Wahrlich ein großes Lob!

Tun wir es den Tausenden von Cityliner-Passagieren also gleich und besteigen den Wagen vorne, wobei man die erste Hürde zum niedrig angesiedelten Fahrerabteil schnell überwindet, hat man sich erst mal etwas unter den angeschrägten Türausschnitt geduckt. Dieser Design-Zwang in Anlehnung an nach vorne geneigte Fensterholme fiel schon 1973 der Praktikabilität zum Opfer. Nachdem man die weiteren Stufen in die Oberstube erklommen hat mithilfe des typischen Handlaufs, tut sich dann ein luftiger Raum auf. Ingenieur Richard Köbberling, 1972 Chefredakteur von lastauto omnibus, schreibt im ersten Test von einem "großzügig verglasten Straßenschiff mit einer Rundumsicht, wie sie schöner nicht sein kann". Der Mittelgang des 2,50 Meter breiten Busses ist deutlich schmaler als der seines modernen Pendants, mit der überbaubaren Toilette passen bis zu 52 Sitze auf die Podeste. Die Luxus-Sitze waren schon damals nach hinten klappbar und seitlich ausziehbar – Gurte waren dagegen anno 1971 Fehlanzeige. Sie wurden erstmals in der Platin-Edition von 1995 serienmäßig verbaut.

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