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Kaufimpulse und Konjunkturbelebung Positives Echo auf Abwrackprämie

Foto: Jacek Bilski, Montage: Monika Haug

Zustimmung kommt von den Fahrzeugbauern, beim DSLV fällt das Echo auf das beschlossene Lkw-Austauschprogramm dagegen eher verhalten aus.

Nachdem Klarheit über die Höhe der Abwrackprämie besteht und das Lkw-Flottenaustauschprogramm in Bälde starten kann, ist das Interesse bei Transport- und Logistikunternehmen groß. Das zeigen auch die im ETM Verlag eingegangenen Reaktionen. Beispielhaft für viele dürfte die Spedition Schulte-Lindhorst aus Rietberg in Nordrhein-Westfalen stehen. Das auf Volumen- und Sondertransporte spezialisierte Unternehmen plant, gleich zehn Euro 5-Zugfahrzeuge abzugeben und entsprechend viele DAF- oder Mercedes-Lkw der Euro 6-Norm anzuschaffen. „Je nach Prämie werden wir auch 10 bis 20 Auflieger abwracken“, sagt Geschäftsführer Thomas Schulte-Lindhorst.

Auch Gas-Lkw profitieren von Abwrackprämie

Denn auch Auflieger sollen mit bis zu 5.000 Euro bezuschusst werden, sofern sie der Flottenbetreiber mit Paketen ausstatten lässt, die zu einer höheren Effizienz führen. Bei den ziehenden Einheiten winken bei der Neuanschaffung Prämien von jeweils 10.000 Euro, sofern ein alter Lkw der Euro-Klasse 4 oder schlechter verschrottet wird. Für Euro 5- und EEV-Lkw gibt es jeweils 15.000 Euro. Die neu angeschafften Fahrzeuge müssen auch neu, also im laufenden Jahr, produziert werden. Die Prämie gilt auch für Gas-Lkw, seien es mit CNG oder LNG angetriebene. Sie gehen bei anderen Förderprogrammen zurzeit leer aus.

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Der Fahrzeugbauer Scania, der auch Gasfahrzeuge anbietet, begrüßt diese Weichenstellung ausdrücklich. „Unternehmer, die sich beim Flottentausch für einen CNG- oder LNG-Antrieb entscheiden, profitieren im nächsten halben Jahr und darüber hinaus. Sie erhalten nicht nur die Flottenerneuerungsprämie, sondern fahren bis Ende 2023 mautfrei auf deutschen Autobahnen“, erklärt Stefan Ziegert, Produktmanager nachhaltige Transportlösungen bei Scania Deutschland und Österreich. Er ergänzt: „Die Vorteile dieses nachhaltigen Motors liegen klar auf der Hand und sind nicht nur finanzieller Natur: CNG- und LNG-Lkw stoßen gegenüber vergleichbaren Diesel-Lkw bei fossilem Erdgas bis zu 15 Prozent weniger CO2 aus.“ Mit Biomethan könne der Wert bis auf 90 Prozent erhöht werden. Dieser Umweltvorteil sei ein weiteres starkes Argument, um auf diese zukunftsfähige und zugleich bereits bewährte Antriebsart zu setzen.

Scania: wichtiger Schritt auf dem Weg zur Nachhaltigkeit

„Das neue deutsche Förderprogramm unterstützt einerseits Unternehmer finanziell beim Flottentausch und trägt andererseits zur Verringerung des CO2-Ausstoßes im Straßenverkehr bei“, fügt Christian Hottgenroth hinzu, Direktor Verkauf Lkw bei Scania Deutschland und Österreich. „Wir sehen in dem Flottenerneuerungsprogramm einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigen Transportsystem.“

Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), in dem auch Scania organisiert ist, hebt zusätzlich die positiven Effekte für die Wirtschaft hervor. „Das Flottenerneuerungsprogramm hilft, Gefahren für Arbeitsplätze und Betriebe in der von Corona schwer getroffenen Nutzfahrzeugbranche abzuwenden. Darüber hinaus dient es auch Klima und Umwelt, da nun starke Anreize entstehen, alte Fahrzeuge mit hohen Emissionen auszumustern“, erkärte VDIK-Präsident Reinhard Zirpel.

MAN erwartet positive Impulse für die Wirtschaft

Einen positiven Impuls auf die Wirtschaft erwartet auch der Vorstandsvorsitzende von MAN Truck & Bus, Andreas Tostmann, der die Erneuerungsinitiative für Lkw ebenfalls begrüßt. „Die Bundesregierung erreicht mit dem Lkw-Austauschprogramm gleich mehrere positive Effekte. Erstens profitieren Klima und Umwelt: Der Austausch alter Lkw durch aktuelle Modelle reduziert den Ausstoß von CO2, vor allem aber von Partikel- und NOx-Emissionen erheblich“, sagt er. Ein aktueller Euro 6-Lkw emittiere etwa 80 Prozent weniger Stickoxide als Euro 5-Modelle.

„Zweitens profitieren alle Verkehrsteilnehmer vom höheren Sicherheitsniveau moderner Trucks: In den vergangenen Jahren wurden beim Lkw viele neue Assistenzsysteme wie Notbrems- oder Abbiegeassistent eingeführt, die Leben retten können.“ Und drittens profitiere die Wirtschaft: „Nutzfahrzeughersteller und Zulieferer haben aufgrund der Corona-Krise mit einem starken Nachfragerückgang zu kämpfen. Jede Art der Marktbelebung kann da hilfreich sein", betont Tostmann.

DSLV: Programm mit wenig Bedeutung für Verkehrswende

Nicht ganz so euphorisch reagiert der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV). „Das Flottenerneuerungsprogramm fördert zwar auch innovative Trailertechnologen, hat aber ansonsten wenig Bedeutung für die Verkehrswende in der Logistik“, kommentiert DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster gegenüber eurotransport.de. „Es ist wohl mehr ein Konjunkturprogramm für die Nutzfahrzeugindustrie.“ Die überwiegende Mehrheit seiner Mitgliedsunternehmen, die eigene Lkw-Flotten betreiben, habe heute nur noch Euro 6-Fahrzeuge im Bestand. „Diese Unternehmen werden von dem Programm gar nicht profitieren.“ Huster erkennt aber an, dass noch „einige Euro 5-Lkw am Markt sind“. Entscheidend für den Umgang mit dieser Schadstoffklasse werde die Abwägung zwischen Restwerterlösen und Verschrottungsprämie sein.

Zustimmung für das Programm auch durch den BWVL

Im Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) stellt sich das Ganze wieder etwas anders da. „Viele unserer Mitgliedsunternehmen sind im Nah- und Regionalverkehr tätig, wo aufgrund der relativ geringen Kilometerleistung auch ältere Fahrzeuge im Bestand sind und nun sinnvoll ausgetauscht werden können“, sagt BWVL-Präsident Jochen Quick.

Auch der BWVL merkt positiv an, dass mit dem Lkw-Austauschprogramm nun auch Gas-Lkw wieder eine Förderung erfahren. „Der Gasantrieb ist eine Brückentechnologie, für die eine Anschaffungsfinanzierung dringend erforderlich ist, insbesondere wenn die Mautbefreiung bis Ende 2022 verlängert wurde – entweder ganz oder gar nicht“, erklärt Quick.

Kritisch sieht der BWVL dagegen die Vorgabe, dass Altfahrzeuge über die vergangenen zwölf Monate – zurückgerechnet vom Zeitpunkt der Verschrottung – in Deutschland zugelassen gewesen sein müssen. „Hier droht ein Ausschluss gerade der Fahrzeuge, die im vergangenen Jahr im Zuge der Corona-bedingten Marktanpassung kurzfristig abgemeldet wurden. Gerade diese oftmals älteren und mit schlechterer Schadstoffklasse ausgestatteten Fahrzeuge sollten aber zugunsten umweltfreundlicherer Lkw ausgetauscht werden können“, sagt BWVL-Hauptgeschäftsführer Markus Olligschläger.

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