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Iveco-Chef Gerrit Marx warnt Fahrer-Arbeitsplätze nicht vernichten

Foto: Thomas Küppers

Iveco-Chef Gerrit Marx warnt vor unrealistischen Phantasien beim automatisierten Fahren. „Es wäre die größte Dummheit, Fahrer aus der Kabine verbannen zu wollen“, betont er.

Der Trend zur Automatisierung hält an, immer neue Systeme halten Einzug in die Lkw-Kabine. Das bedeutet aber nicht, dass der Fahrer überflüssig wird und sich der Truck fahrerlos bewegt. Das hebt der CEO der Iveco-Group, Gerrit Marx, im Gespräch mit eurotransport.de hervor (ausführliches Interview folgt). „Ich kann vor Spekulationen darüber, ob der Fahrer eines Tages überflüssig wird, nur warnen“, sagt er. Seiner Ansicht nach wäre es „die größte Dummheit“, Fahrer aus der Kabine verbannen zu wollen. „An Fantasien von vollautonomen Lkw herumzuspinnen, die nicht realisierbar sind und eine ganze Generation von Fahren aufschrecken, ist sozialer wie wirtschaftlicher Unsinn“, erklärt Marx und wird noch deutlicher: „Die Vernichtung von Millionen Fahrer-Arbeitsplätzen in Europa ist weder ein Geschäftsmodell noch realisierbar.“

Iveco-CEO Marx: Mensch am Steuer nicht ersetzbar

Der Mensch am Steuer sei nicht ersetzbar, erklärt der Iveco-Manager. „Er ist der Technik weit überlegen.“ Schaue man sich die Funktionalitäten von Lidar und Radar genauer an, habe man schon mit zerplatzten Fliegen auf den Sensoren zu kämpfen, die deren Wirkung einschränkten. „Jetzt kommen noch Gefahren durch mögliche Cyber-Angriffe hinzu“, warnt der 46-Jährige. Er appelliert dringend an die Branche, angesichts der Fahrerknappheit über andere Lösungsansätze nachzudenken – über eine faire Bezahlung und vernünftige Arbeitskonditionen. „Das ist zielführender.“

Foto: Iveco
Iveco kooperiert beim automatisierten Fahren mit dem Start-up Plus. Autopilot-ähnliche Anwendungen seien möglich, die den Fahrer bei der Arbeit entlasten sollen.

Technisch sei es im Übrigen bislang noch niemandem gelungen, im Güterverkehr auf Stufe 5 der Automatisierung zu fahren – also wirklich fahrerlos. Abgesehen von Einsätzen mit festen Regeln zum Beispiel in Flughäfen, Minen oder mit einem Peoplemover in Innenstädten gebe es keine Stufe 5. „Da ist immer ein roter Knopf, um alles zu stoppen, wenn es bei geringen Geschwindigkeit doch schief laufen sollte.“ Die Rechenleistungen, um diese Komplexität zu beherrschen, sind nach Marx Einschätzung nicht wirtschaftlich darstellbar. „Das gilt übrigens auch für den Pkw.“

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Was laut dem Iveco-CEO dagegen sehr wohl funktioniert, ist das automatisierte Fahren auf den Stufen 2, 2 plus und 3 bis hin zu 4. Und auch Iveco wird seine Aktivitäten hier weiter vorantreiben. Erst kürzlich kündigte der Fahrzeugbauer eine Zusammenarbeit mit dem US-Start-up Plus an. „Wir werden Anwendungen bis Stufe 4 entwickeln, die perspektivisch ab 2024 möglich sein sollen“, berichtet Marx. Die Systeme würden sich zu sehr ausgeklügelten Assistenten entwickeln, die den Fahrer unterstützten und den Beruf noch attraktiver machten. Stufe 4 werde einen Autopilot-ähnlichen Charakter bekommen. „Hands off, Eyes off“ sei dann möglich, aber niemals „Brain off.“

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