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ICCT nimmt CO2-Normen unter Beschuss VDA sieht Lkw auf einem gutem Weg

Ecology logistics concept. Foto: malp/Adobe Stock

Aufgrund einer Studie fordern die Umwelt-Lobbyisten von ICCT härtere Lkw-Emissionsnormen. Der VDA nimmt's gelassen. Die Fahrzeughersteller seien auf einem guten Weg. Probleme gebe es hingegen an einer ganz anderen Stelle.

Das International Council on Clean Transportation (ICCT) hat aktuell ein Whitepaper vorgelegt, welches sich mit den CO2-Emissionsnormen für schwere Nutzfahrzeuge auseinandersetzt. Der Zeitpunkt der Studie der Umwelt-Lobbyisten ist dabei keineswegs zufällig gewählt. Denn die Europäische Kommission überprüft derzeit die geltenden CO2-Emissionsnormen für Lkw.

Status quo der CO2-Reduktion bei Lkw

Nach den derzeitigen Normen müssen die meisten neuen Lkw ihre Emissionen bis 2025 um 15 Prozent und bis 2030 um 30 Prozent senken. Der zunehmende Lkw-Verkehr gleiche die technisch erzielten CO2-Vorteile dieser Normen allerdings wieder aus, heißt es seitens ICCT. Tatsächlich sei davon auszugehen, dass die Emissionen bis zum Jahr 2050 um acht Prozent steigen werden.

Verkehr und Klimagesetz nicht im Einklang

Um den Verkehrssektor mit dem europäischen Klimagesetz in Einklang zu bringen, habe die Europäische Kommission im Rahmen der Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität eine Reihe von Meilensteinen für die Einführung emissionsfreier Fahrzeuge festgelegt. Die ICCT-Studie kommt allerdings zu dem Schluss, dass diese spezifischen Meilensteine für Lkw die für die Einhaltung des europäischen Klimagesetzes erforderliche Emissionsreduzierung von 98 Prozent nicht erreichen – sondern nur 79 Prozent zwischen 2019 und 2050.

ICCT: Lkw-Hersteller setzen Vorgaben nicht um

Die Landschaft für emissionsfreie Fahrzeuge habe sich seit der Einführung der CO2-Norm dramatisch verändert, proklamiert ICCT: Alle großen Nutzfahrzeughersteller hätten sich verpflichtet, die Zahl der emissionsfreien Fahrzeuge zu erhöhen. Würden sie dieser Verpflichtung konsequent nachkommen, dann betrage die Emissionsreduzierung rund 96 Prozent gegenüber 2019 – was wiederum nahezu dem Ziel des europäischen Klimagesetzes entsprechen würde.

VDA: Nutzfahrzeuge sind bis 2050 sauber

Das will der Verband der Automobilindustrie (VDA) so nicht stehen lassen: „Die europäischen Lkw-Hersteller haben sich bis spätestens 2050 dem Ziel eines vollständig CO2-neutralen Straßengüterverkehr verpflichtet“, erklärt ein Sprecher des VDA gegenüber eurotransport.de. Das bedeute, dass bis 2040 alle neu verkauften Nutzfahrzeuge frei von fossilen Brennstoffen sein müssten.

ICCT fordert massive Verschärfung

Die Umwelt-Lobbyisten wollen diesen Fahrplan ändern: Um die seitens Brüssel gesteckten Klimaziele zu erreichen, sollte die Europäische Kommission der Studie zufolge die CO2-Norm für Lkw bis zum Jahr 2030 auf eine Reduzierung von mindestens 60 Prozent anheben, für 2035 ein Ziel von mindestens 90 Prozent einführen und ein Ausstiegsdatum für neue Lkw und Busse mit Verbrennungsmotor bis spätestens 2040 festlegen, fordert ICCT. Darüber hinaus sollten die Normen auf alle verkauften schweren Nutzfahrzeuge ausgedehnt werden, sofern dies möglich sei.

VDA: Es hängt an der Tank- und Lade-Infrastruktur

Der VDA sieht die Fahrzeughersteller auf einem guten Weg. Der Erfolg der neuen Fahrzeugkonzepte hängt nach Auffassung der Automobil-Lobbyisten aber von etwas ganz anderem ab: von einem ausreichend dichten, europaweiten und für Lkw sowie für Fernbusse geeignetem Netz an Lade- und H2-Tankstellen. „Das Engagement aller Interessengruppen und politischen Entscheidungsträger auf europäischer Ebene und auf Ebene der Mitgliedstaaten muss den ehrgeizigen Zielen des „Fit for 55“-Pakets und den Vorgaben und Zielen der Fahrzeugindustrie im Einklang stehen“, erläutert der Sprecher.

Das sind die Voraussetzungen für E- und H2-Lkw

Neben den Tank- und Lademöglichkeiten sehen die Vertreter der Automobilindustrie aber noch einen ganz anderen Bedarf: nämlich schlicht den nach erneuerbaren Energien sowie grünem Wasserstoff. „Dazu sind aber zwingend sofortige Investitionen erforderlich und der Aufbau eine initialen Hochleistungsladenetzes an den Autobahnen muss in Angriff genommen werden“, heißt es seitens des VDA. „Jede Zielverschärfung der CO2-Flottengrenzwerte muss sich deshalb unmittelbar in angepassten Aufbauzielen für die Infrastruktur zum Laden und Wasserstofftanken widerspiegeln", fordert der VDA-Sprecher.

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