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Hölser 30 Jahre im Speditionsverband Erfolgsrezept: positiv denken

Foto: SLV

Thorsten Hölser ist seit 30 Jahren im Speditions- und Logistikverband Hessen/Rheinland-Pfalz (SLV) beziehungsweise dessen Vorläuferorganisation tätig. Das waren seine Sternstunden, das war sein Tiefpunkt.

Drei Jahrzehnte im Verband - was ist das Erfolgsrezept für eine so lange Bindung? Die Fachzeitschrift trans aktuell hat Thorsten Hölser gefragt, Geschäftsführer des Speditions- und Logistikverbands Hessen/Rheinland-Pfalz (SLV).

Herr Hölser, ­welches ist Ihr Favorit – It’s my life, Rhythm is a dancer oder November rain?

Da nehm ich mal It‘s my life, daran erinnere ich mich am besten.

Das waren die Top-Hits des ­Jahres 1992. Damals – vor ­genau 30 Jahren – sind Sie in den ­Verband gewechselt. ­Wissen Sie noch, welche Daily Soap damals an den Start ging?

Die Lindenstraße?

Nein, Privatfernsehen.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten!

Genau.

Das passt doch prima zu unserer Branche, auch in der Transport- und Logistikwirtschaft gibt es ein ständiges Wechselbad der Gefühle.

Die Berg- und Talfahrt greifen wir gleich auf: Welches waren die Sternstunden, welches die Tiefpunkte Ihrer Karriere?

Die Sternstunde war sicherlich die erfolgreiche Fusion zweier Speditions-Landesverbände. Im Jahr 2004 haben wir die beiden Landesverbände aus Hessen und Rheinland-Pfalz zum Speditions- und Logistikverband Hessen/Rheinland-Pfalz verschmolzen. Weniger schön sind die Erinnerungen an die Einführung der Lkw-Maut. Das war weniger für uns als Verband ein Problem, als vielmehr für die Verkehrspolitik, die sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Ich erinnere nur an die mehrfachen Verschiebungen und die daraus resultierende fehlende Planbarkeit für die Branche.

Die Fusion dürfte eine Herkulesaufgabe gewesen sein. Wie umstritten waren die Pläne damals?

Wir haben das sehr gut hinbekommen, es gab nur wenige Bedenken. Die beiden Organisationen wuchsen schnell zusammen, sodass sich umgehend ein Gemeinschaftsgefühl entwickelte. Wir haben auch nie einen Unterschied gemacht, aus welchem Verband ein Mitglied kam. Mal haben wir die Mitgliederversammlung in Hessen, mal in Rheinland-Pfalz abgehalten. Auch bei der Besetzung der Vorstände und Fachausschüsse haben wir darauf geachtet, dass Vertreter beider Bundesländer berücksichtigt wurden. Aktuell hat der SLV 370 Mitgliedsunternehmen. Aus Hessen kommen rund 280, aus Rheinland-Pfalz knapp 90.

Welche Rolle hatten Sie damals bei der Fusion?

Die Fusion habe ich als stell­vertretender Geschäftsführer im Hintergrund begleitet. Mit der vollzogenen Verschmelzung gingen die beiden Geschäftsführer in Rente, und ich wurde Geschäftsführer des neu gegründeten SLV.

30 Jahre sind eine lange Zeitspanne. Was hat Sie die ganze Zeit im Verband gehalten?

Im Speditionsverband hat man – wie auch unsere Mitglieder – ständig neue Herausforderungen. Es gibt fast nichts Alltägliches, es kann jeden Tag etwas Neues kommen, womit man sich beschäftigen muss. Manche würden sagen: Um Gottes Willen, ich möchte lieber kontinuierlich arbeiten. Aber wer die Herausforderung mag, ist im Verband richtig aufgehoben – auch, wenn man aktiv gestalten will. Dank eines sehr guten Miteinanders mit den jeweiligen Vorständen konnte ich meine Arbeit sehr frei und selbstständig gestalten.

Hätten Sie es sich träumen ­lassen, dass Sie einmal drei Jahrzehnte bleiben würden?

Geplant waren drei Jahre, ­geworden sind es 30. Nach dem Studium habe ich gesagt: Du machst mal drei Jahre, lernst die Unternehmen kennen und schaust, wo Dich der Weg hinführt. So ist es nicht gekommen, ich bin geblieben. Aber das habe ich nie bereut.

Wie kamen Sie überhaupt zum Verband?

Der Verband suchte zum Hebst 1992 einen Assistenten der ­Geschäftsleitung, das passte zum einen gut zum Timing meiner Abschlussprüfung zum Diplom-Ökonom. Zum anderen suchte der Verband jemanden aus den Bereichen BWL/VWL/Politik; ­Logistikstudiengänge gab es ja noch nicht. Auch IT-Kompetenz war erwünscht. Ein Jahr vorher hatte ich meine Diplomarbeit zum Thema Status Quo und Entwicklungsperspektiven der EDV in Speditions- und Transport­unternehmen geschrieben. Das passte alles wie die Faust aufs Auge.

Vom Jahr 1992 in die Zukunft: Mit welchen Gefühlen blicken Sie angesichts der vielen Unsicherheiten ins laufende Jahr und noch weiter nach vorn?

Wir müssen optimistisch in die Zukunft schauen und positiv denken. Wir haben so viele negative Rahmenbedingungen, dass wir in eine Abwärtsspirale kommen, wenn wir nicht zuversichtlich bleiben. Die Speditionsbranche war immer mit Herausforderungen konfrontiert. Es kamen Themen auf, bei denen mancher dachte: Das ist der Sargnagel für die Branche. Und immer wieder ist es gelungen, Antworten und Lösungen darauf zu finden. Als ich meine Diplomarbeit geschrieben habe, hieß es: In zehn Jahren gibt es nur noch zehn große Logistiker in Europa. Nun haben wir zwar ­einige große Logistiker, aber noch immer Tausende von leistungs­fähigen Unternehmen aus dem Mittelstand. Sie stellen weiterhin das Herz der Branche dar.

Zur Person

  • Thorsten Hölser (57) ist seit 2004 Geschäfts­führer des Speditions- und Logistikverbands Hessen/Rheinland-Pfalz (SLV).
  • Im SLV beziehungsweise dessen Vorläuferorganisation ist er seit 30 Jahren tätig, 1992 trat er in den damaligen Fachverband Spedition und Lagerei in Hessen ein und baute neben seiner Tätigkeit als Assistent der Geschäftsleitung mehrere Tochterorganisationen (die vier GmbHs SLV, City-Logistic Frankfurt, Logistic people Academy, safe) des Verbands auf.
  • Ehrenamtlich engagiert er sich als Ausschuss­mitglied der Bürgschaftsbank ­Hessen und als Vorsitzender der Meeres- und Tierschutzorganisation Turtle Foundation Friends
  • Hölser studierte Wirtschaftswissenschaften an der ­Ruhr-Universität in Bochum
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trans aktuell 08 / 2022
13. Mai 2022
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