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Forum Schienengüterverkehr in Berlin Intermodal gegen hohe Maut und Dieselpreise

Verlagerung des Transports vom Lkw auf die Schiene Foto: Thomas Küppers

Experten diskutieren beim Forum Schienengüterverkehr, wie Verlader und Spediteure effizienter arbeiten können. Staatssekretär Michael Theurer (FDP) verwies auf mögliche Kürzungen im Güterverkehr.

Zu Beginn des zweitägigen „Forum Schienengüterverkehr“ in Berlin verzeichneten die beiden Gastgeber, der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) erneut eine Rekordteilnahme. Mehr als 280 Teilnehmende aus beiden Branchen trafen sich zu einem Austausch über die Zukunftsfragen des Schienengüterverkehrs. Im Zentrum steht dabei untern anderem die Frage, wie Verlader und Spediteure im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsstrategie den Schienengüterverkehr (SGV) verstärkt als Verkehrsträger nutzen können. Verbands-Vize Joachim Berends wies gleich eingangs darauf hin, dass der Energieverbrauch auf der Schiene bis zu viermal niedriger sei als beim Lkw.

Intermodaler Einzelwagenverkehr

Auf dem Programm standen auch Best-Practise-Beispiele, etwa in der Getränkelogistik. Christian Utsch, Geschäftsführer Logistik beim Unternehmen GMS Getränke & Mehr Servicegesellschaft, das zur Krombacher-Gruppe gehört, erläuterte intermodale Möglichkeiten. So setzt das Unternehmen seit 2023 auf der Strecke von München nach Norderstedt bei Hamburg auf Kombinierte Verkehre. Im Rahmen eines intermodalen Einzelwagenverkehrs kommen 45-Fuß-Curtain-Side-Container mit 34 Palettenstellplätzen zum Einsatz. Utschs Meinung nach sollten Einzelwagen- und Wagengruppenverkehre erste Schritte sein, um eine wirtschaftliche und nachhaltige Alternative zum Straßentransport aufzubauen. Ziel müsse allerdings die Weiterentwicklung zu Warengruppenverkehren und Ganzzügen sein. „Das ist die richtige Antwort auf den Fahrermangel und gestiegene Lkw-Maut und Dieselpreise“, betonte Utsch.

Rollout des European Train Control System (ETCS)

Michael Theurer (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium (BMDV), betonte, der Bundestag werde in diesen Tagen die haushaltspolitischen Grundlagen dafür schaffen, in die Hochleistungskorridor-Sanierung einzusteigen. Dies bedeutet unter anderem die Digitalisierung des Schienennetzes mit dem deutschlandweiten Rollout des European Train Control System (ETCS). So soll mehr als 20 Prozent mehr Kapazität auf dem bestehenden Netz geschaffen werden.

Gleisanschluss-Charta an Theurer überreicht

Gleisanschluss-Charta Foto: VHV
Im Rahmen des Forums Schienengüterverkehr überreichte Verbands-Vize Joachim Berends die sogenannte „Gleisanschluss-Charta" an Staatssekretär Michael Theurer (FDP).

Im Rahmen der Veranstaltung überreichte Verbands-Vize Joachim Berends die sogenannte „Gleisanschluss-Charta" an Theurer. Der Hintergrund: Auf Initiative des VDV setzen sich 56 Verbände und Organisationen aus Industrie, Handel, Logistik, Bau-, Land- und Holzwirtschaft, Recycling und Kommunen gemeinsam für die Stärkung und Förderung von Gleisanschlüssen im deutschen Schienennetz ein. Berends: „Seit der Erstauflage 2019 wurden bereits viele Vorschläge der Charta umgesetzt oder befinden sich in Umsetzung. Doch wir sind noch längst nicht am Ziel und es sind weitere Themenfelder hinzugekommen.“

Fünf Hauptziele und 97 konkrete Maßnahmen

Die Gleisanschluss-Charta zielt darauf ab, den Schienengüterverkehr durch bessere Rahmenbedingungen für Gleisanschlüsse und kundennahe Zugangsstellen zu stärken. Sie soll die verkehrspolitische Diskussion auch auf die Anbindung von Zugangsstellen an das öffentliche Eisenbahnnetz lenken und konkrete Vorschläge für eine bedarfsgerechte Schieneninfrastruktur liefern. Die Charta verfolgt fünf Hauptziele und schlägt 97 konkrete Maßnahmen vor, beispielsweise die tri- und multimodaler Knotenpunkte und Umschlagterminals. Dr. Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin des BME: „Wir unterstützen die zentralen Forderungen der Charta nach Kräften. Es geht jetzt vor allem darum, Bürokratie abzubauen und Regularien zu vereinfachen. Gleichzeitig müssen die Gleisanschlussförderung verbessert, mehr Gewerbeflächen an die Schiene angebunden und neue Transportkonzepte unter Einbindung von Gleisanschlüssen geschaffen werden.“

Einschnitte bei Ausgaben für den Güterverkehr

Theurer erklärte, nur mit möglichst vielen Zugangspunkten für den Schienengüterverkehr könne das Ziel erreicht werden, Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern und den Anteil des Schienengüterverkehrs bis 2030 auf 25 Prozent zu erhöhen. Daher fördere das BMDV private Investitionen in Neubau, den Ausbau sowie die Reaktivierung und den Ersatz von Gleisanschlüssen. Allerdings wies Theurer auch darauf hin, dass nach der US-Wahl im Herbst und mit einem Präsidenten Donald Trump auf Deutschland erhebliche Mehrausgaben für das Militär und die eigene Sicherheit zukommen können. Dies wiederum könne zu Einschnitten bei Investitionen in den Güterverkehr führen.

Bessere Prozesse und weniger CO2

Im weiteren Verlauf des Kongresses kamen Referenten verschiedener Unternehmen zu Wort, die Lösungen für verbesserte Prozesse und weniger CO2 vorstellten. Über die einzelnen Themen ist in Kürze mehr auf eurotransport.de wie auch in den digitalen und gedruckten Ausgaben von trans aktuell zu lesen.

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