European Truck Racing Championship 2021 Kiss auf Meisterkurs

European Truck Racing Championship 2021 Jarama Foto: Richard Kienberger 64 Bilder

Beim Lauf in Jarama setzt sich Titelaspirant Norbert Kiss weiter ab. Doch noch hat er die Truck-Race-Meistertrophäse 2021 nicht im Sack.

Nachdem er sich in den Runden davor einige Fauxpas geleistet hatte, blieb Titelfavorit Norbert Kiss beim vorletzten Rennwochenende des Jahres sowohl auf als auch neben der Rennstrecke fehlerlos und damit auch frei von Strafen. Der Titel ist dem Ungarn nach seinem erfolgreichen Abschneiden damit kaum mehr zu nehmen, obwohl er den rechnerisch nötigen Vorsprung von 60 Punkten vor dem Finale in Misano noch nicht erreicht hat.

In Jarama erlebten die Zuschauer und die Teams zwei völlig unterschiedliche Renntage: Einen, den man als „normal“ bezeichnen könnte – das war der Samstag – und einen ziemlich chaotischen Sonntag, an dem das Programm völlig aus dem Ruder lief.

Kampf um Rang 2: Lenz gegen Lacko

In der ersten Superpole stach Kiss den Rest des Feldes erwartungsgemäß einmal mehr aus und absolvierte die mit Abstand schnellste Runde. Gut zwei Zehntelsekunden betrug sein Vorsprung diesmal auf den zweitplatzierten Sascha Lenz. Dieser ersten Bekräftigung der derzeitigen Rangordnung ließ Kiss im Championshiprennen 1 einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg folgen. Interessant ist ja vor allem, wer sich als bester Verfolger durchsetzt: Sascha Lenz hat gute Aussichten, den größten Erfolg seiner Karriere einzufahren – aber drei Punkte Vorsprung auf einen Adam Lacko sind bei vier ausstehenden Wertungsläufen sicher kein Polster, auf dem man sich entspannt ausruhen könnte. Lacko wiederum sitzt der Verfolger nicht ganz so dicht im Nacken, wenngleich sich Antonio Albacete mit einem guten Auftritt bei seinem Heimrennen noch Chancen ausrechnete, in der Endabrechnung den Bronzeplatz zu erobern. In die Geschäfte dieses Trios mischte sich beim Auftaktrennen auch noch Jochen Hahn ein, immerhin ist er der noch amtierende Champion.

Das Feld hatte sich schnell sortiert, Kiss, Lenz und Hahn absolvierten ihre zwölf Runden jeweils ziemlich unbedrängt. Der Thriller spielte sich zwischen Albacete und Lacko ab: Der Spanier mit Heimvorteil hatte den Tschechen in der Anfangsphase überholt, musste sich dann aber den Rest der Distanz mühen, um einen erfolgreichen Konter zu verhindern. Mit zwei Zehntelsekunden Vorsprung rettete sich Albacete über die Ziellinie.

Halm hält die Verfolger in Schach

Im zweiten Rennen des Tages startete Steffi Halm von der Pole Position, hatte dem Vorwärtsdrang von André Kursim kurz danach aber wenig entgegenzusetzen. Kursim, möglicherweise beflügelt von seinem Sieg in Le Mans, bremste sich an Halm vorbei und fuhr danach einen fehlerfreien Lauf. Halm hatte das deutlich schwerere Los und einen ganzen Pulk von Verfolgern am Heck kleben. Letztlich profitierte die Fahrerin des Teams Schwabentruck davon, dass sich keiner aus dem Quartett der Verfolger mit einem Überholmanöver aus dem Rennen schießen wollte: Albacete, Kiss, Lenz und Lacko, die im Abstand von Sekundenbruchteilen folgten, waren die sicheren Punkte vor Augen wohl wichtiger als der ungewisse Ausgang eines versuchten Überholmanövers. Folglich stand Kursim auf dem Podium einmal mehr ganz oben, flankiert von Halm und Local Hero Albacete.

Turbulenter Sonntag

Für das Sonntagschaos sorgte zum einen das Wetter: Monatelang hatte es in der spanischen Hauptstadt Madrid (die Rennstrecke liegt nur einige Kilometer außerhalb im Norden) nicht mehr geregnet, doch der nasse Guss war ausgerechnet für den zweiten Renntag angesagt. Laut Prognosen sollte den Schauern wieder eine Schönwetterperiode folgen. Der Regen ging eine ungute Liaison mit den Fahrern ein, die um die spanische Meisterschaft kämpfen (der Wettbewerb wird seit einigen Jahren separat ausgetragen).

Undichte Wettbewerbstrucks

Die Herren in den teils betagten Renntrucks verteilten bei jedem ihrer beiden Auftritte ausgiebig Öl und Diesel auf der hügeligen Rennstrecke, die auch ohne ein Öl-Wassergemisch schon schwierig genug zu fahren ist. Die Folge: Bis zum letzten EM-Rennen hatten sich die Verspätungen im Zeitplan auf über zwei Stunden summiert. Und vor dem dritten Championshiprennen war überhaupt nicht klar, ob es stattfinden wurde.

EM-Rennen: Ja oder nein?

Nachdem die Hinterlassenschaften der Spanier mehr schlecht als recht weggekärchert waren, schickte die Rennleitung die EM-Fahrer auf eine Drei-Runden-Inspektion. Danach wurde in der Pitlane, abgestimmt, ob die Akteure ein Rennen fahren wollten oder nicht. Demokratie in den ETRC – etwas völlig Neues. Durchsetzen konnte sich schließlich Antonio Albacete (der natürlich ein großes Interesse daran hatte, sich nach der langen Durststrecke seinen Fans zu zeigen) mit dem Vorschlag, die gefährlichen Bergauf- und Bergabpassagen dauerhaft mit Gelb zu beflaggen, so dass das Rennen in diesen Abschnitten de facto neutralisiert war.

Kiss und – mit Abstand – Albacete fuhren in dem Chaoslauf vorneweg und schafften es, sich deutlich abzusetzen. Die Verfolgergruppe war dann einmal mehr dicht gepackt: Adam Lacko hatte Mühe, Jochen Hahn bis zum Schluss hinter sich zu halten, der wiederum Sascha Lenz im Schlepptau hatte.

Teo Calvet: Französischer Meistertitel und erster ETRC-Sieg

Der abschließende vierte Lauf war ein Statement von Youngster Teo Calvet, der eine Woche nach dem Gewinn der französischen Meisterschaft – er hatte deswegen in Le Mans auf den Start in der ETRC verzichtet – seinen ersten Sieg in einem EM-Rennen feierte. Bei den Verfolgern revanchierte sich Steffi Halm erfolgreich für die Aktion vom Vortag und überholte ihrerseits André Kursim, der sich aber auch über den dritten Platz freuen konnte, es war schließlich sein mit Abstand erfolgreichstes Wochenende in dieser Saison.

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