Mit Sorge blickt der Speditionsverbund Elvis auf die Verschlechterung des Geschäftsklimas in der Transportbranche und warnt die Unternehmen vor einem Engpass an Kapazitäten im Herbst.
„Die deutsche Wirtschaft hat bisher nicht den erhofften Schwung aufgenommen“, sagt Nikolja Grabowski, Vorstand der Elvis-Kooperation mit Sitz in Alzenau.
Lage in der Transportbranche angespannt
Auch in der deutschen Transportbranche bleibe die Lage weiter angespannt. Zwar sei die Gesamtfahrleistung minimal gestiegen und werde von einem leichten Überhang an Laderaum begleitet, doch das reiche für eine positive Zukunftserwartung kaum aus: „Da die erzielten Gewinne und verzeichneten Verluste sich aktuell weitgehend ausbalancieren, bleiben wir für die zweite Jahreshälfte weiterhin zurückhaltend“, ergänzt Grabowski.
Laut Grabowski sei die Lage besonders kritisch im Speditionsgewerbe, wo viele Unternehmen ihre Selbstkosten kaum decken können; zahlreiche Eigenfuhrparks wurden deshalb bereits reduziert. Elvis rät demnach von weiteren Kürzungen ab. "Es wird ein Engpass an verfügbaren Kapazitäten entstehen, sobald die saisonale Herbstbelebung einsetzt. Die Frachtpreise werden schlagartig anziehen."
Kostenentwicklung weiter auf hohem Niveau
In einer im Zuge des Marktreports veröffentlichten, nicht-repräsentativen Umfrage unter den Elvis Speditionen zeigen sich auch die Unternehmen dennoch wenig optimistisch. Demnach bleibe bei der Kostenentwicklung "nicht viel Platz für überschwänglichen Optimismus": Material- und Sachkosten seien weitgehend auf einem hohen Niveau. Die Treibstoffkosten für Diesel sind allerdings gesunken und auf einem relativ niedrigen Stand (-0,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat; Juli 2024). Der Speditionsverbund führt diesen Rückgang jedoch auf die zurzeit geringe Weltmarktnachfrage zurück: „Logischerweise müssen wir davon ausgehen, dass der niedrige Preis für Dieseltreibstoff kein Dauerzustand sein wird“, sagt Grabowski. Auch die Personalkosten sind im Vergleich zum Vorquartal etwas gesunken (-2,5 Prozent; 1. Quartal 2024). Darin sehe der Verbund jedoch keine aussagekräftige Tendenz: „Die gesunkenen Kosten sind auf Sonderzahlungen wie Jahresendprämien zurückzuführen, die das Gesamtbild verzerren.“
Grabowski verweist auf die aktuellen Ergebnisse aus ifo Geschäftsklima (-1,8 Prozent), ifo Geschäftslage (-1,4 Prozent) und ifo Geschäftserwartungen (-2,1 Prozent) im Juli 2024, die alle im Vergleich zum Vormonat sich nach unten entwickelt haben. Auch im Bereich „Güterbeförderung im Straßenverkehr“ verschlechtern sich ifo Geschäftsklima (-3,1 Prozent), ifo Geschäftslage (-1,8 Prozent) und ifo Geschäftserwartungen (-4,1 Prozent) im Juli 2024 im Vergleich zum Vormonat. „Diese Rückgänge sind für uns ein deutliches Signal, dass die Transport- und Logistikdienstleister weiterhin vor erheblichen Herausforderungen stehen“, so Grabowski.
Zarte Hoffnung auf Herbstbelebung
Trotz allem lasse die saisonale Herbstbelebung auf steigende Umsätze hoffen. Sowohl im Vergleich zum Vormonat (+12,8 Prozent; Juli 2024) als auch zum Vorjahresmonat (+17,9 Prozent; Juli 2023) seien die Umsatzerwartungen im Bereich Güterbeförderung stark gestiegen.
Das Unternehmen mahnt aufgrund der wirtschaftlichen Lage jedoch weiterhin zur Vorsicht, da im vorgestellten Marktreport zu erkennen sei, dass fast jeder dritte Transportunternehmer nicht kostendeckend fahre.
„Viele Unternehmen haben sinnvollerweise bereits ihre Eigenfuhrparks verkleinert, um Kosten zu sparen. Ein weiterer Abbau wäre jedoch riskant, da die Kapazitäten am Markt ohnehin knapp sind. Mit dem erwarteten wirtschaftlichen Aufschwung durch die Herbstbelebung werden Engpässe entstehen, die die Frachtpreise in die Höhe treiben werden. In dieser Phase brauchen wird die eigenen Fahrzeuge wieder“, sagt Grabowski.
Den Unternehmen rät er zu offenen Gesprächen mit Kunden, in denen die aktuellen Marktentwicklungen transparent kommuniziert werden:"Nur wenn Verlader ihre Transportdienstleister unterstützen, anstatt sie zu weiteren Kapazitätskürzungen zu drängen, können sie sich den notwendigen Laderaum für den Herbst sichern".