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Deutscher Logistik-Kongress 2021 E-Lieferschein beendet Papierchaos

Digitaler Lieferschein bei Rewe Foto: Rewe

BVL und GS1 arbeiten an Standards für den digitalen Lieferschein. Das soll die Prozesse schneller und fehlerfrei machen.

Die Lieferketten sind unter Druck – und damit alle Beteiligten an der Supply Chain, wie der Deutsche Logistik-Kongress der Bundesvereinigung Logistik (BVL) dokumentierte. Eine Möglichkeit mit den aktuellen Herausforderungen umzugehen, ist die Automatisierung von Prozessen. Das setzt allerdings voraus, dass die dafür benötigten Daten digital vorliegen – und darüber hinaus auch in genormter Form.

Der Lieferschein in Papierform mutet da wie ein Relikt aus vergangenen Tagen an und soll daher möglichst bald einer digitalen Variante weichen, zumindest wenn es nach dem Willen der BVL sowie der Normierungsspezialisten von GS1 Germany geht. Auf dem Deutschen Logistik-Kongress stellten die Partner zusammen mit der Supermarkt-Kette Rewe als beispielhaftem Nutzer eine entsprechende Lösung vor.

20 Unternehmen waren beteiligt

Insgesamt hatten 20 Unternehmen aus Konsumgüter-Industrie, Handel und Logistik von August bis September vier Wochen lang den digitalen Lieferschein getestet, darunter auch DM, Nestlé, Henkel und Beiersdorf. Immerhin 68 Prozent der befragten Anwenderinnen und Anwender gaben im Anschluss daran an, dass sie die standardisierte Branchenlösung zur digitalen Abwicklung von Lieferscheinen gerne weiterhin nutzen würden. Dazu gehört auch Birgit Heitzer, Leiterin Logistik bei der Rewe Group: „Der bisherige Prozess ist einfach zu fehleranfällig, erklärte sie. Aber nicht nur das: Mit Blick auf den Fahrermangel und die damit knappen Transportkapazitäten sagte Heitzer: „Die Lkw müssen möglichst schnell wieder von der Rampe wegkommen.“ Da sei es nur logisch, den Prozess drumherum soweit wie möglich zu digitalisieren und zu automatisieren.Mit an Bord beim Praxistest war für die technische Umsetzung daher T-Systems mit der sogenannten Open Telekom Cloud, die in Deutschland beheimatet ist und so dem Thema Datenschutz entsprechend Rechnung trägt.

So soll sich der Prozess ändern

Die Ausgangslage: Versenden Unternehmen Produkte, stellen sie einen Lieferschein auf Papier aus, der die Lieferung bis zum Wareneingang begleitet. Er wird manuell weitergereicht und bearbeitet. „Das ist zeitaufwändig, fehleranfällig und verbraucht Ressourcen“, erklärte BVL-Geschäftsführer Christian Grotemeier. Die Idee: Sich das Ausdrucken des Lieferscheins sparen und stattdessen eine digitale Variante weitergeben. Mithilfe von QR-Code-Scans und digitalen Unterschriften soll der E-Lieferschein dann trotzdem alle Funktionen seinen physischen Zwillings mit sich bringen – und einige zusätzliche Vorteile bringen. „Der Digitale Lieferschein ist ein wichtiger Baustein für durchgängig digitale Geschäftsprozesse in der Transportlogistik“, sagt Christian Grotemeier, Geschäftsführer der BVL. In Zukunft solle dann jeder Partner in der Lieferkette digital auf seine Lieferscheine zugreifen, sie kommentieren und mit einer Unterschrift quittieren können.

Wie das in der Praxis funktioniert

In der Praxis funktioniert das Ganze über eine Web-App, die mit der besagten Open Telekom Cloud verbunden ist. Dort hat jeder Beteiligte am Lieferprozess nach genau definierten Rechten Zugriff. Als ersten Schritt hinterlegen die verladenden Unternehmen die Lieferscheine digital. Damit das digitale Dokument eindeutig der jeweiligen Lieferung zugeordnet werden kann, nutzen sie den GS1 Standard GDTI (Global Document Type Identifier). Beim Verladen scannt der Fahrer oder die Fahrerin einen QR-Code mit dem Smartphone und erhält so einen zeitlich begrenzten, sicheren Zugriff auf den jeweiligen digitalen Lieferschein in der Cloud. Dieser enthält ebenfalls einen QR-Code. Er wird bei Anlieferung vorgezeigt. Der Empfänger wiederum scannt den angezeigten QR-Code vom Handy des Fahrers oder der Fahrerin und bestätigt damit elektronisch den Erhalt der Ware. Damit lassen sich die nachfolgenden Schritte, wie Erstellung von Ablieferbeleg und Abrechnungen an Händler und Spediteur, direkt anstoßen – und das gegebenenfalls sogar automatisiert.

Das Ergebnis des Probelaufs

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Dauer einzelner Lieferprozesse verkürzte sich demnach um bis zu zehn Tage. „Spediteure sparen sich den gesamten Aufwand der Dokumentation von Lieferscheinen – vom Einscannen übers Archivieren bis zur Auskunftspflicht“, berichtete Oliver Püthe, Leiter des Projekts bei GS1 Germany. Auf der Haben-Seite befinden sich zudem die zeitnahe und vollständige Verfügbarkeit von Abliefernachweisen inklusive der gut lesbaren Informationen zu möglichen Anlieferdifferenzen. Während der Corona-Pandemie hat sich darüber hinaus die kontaktlose Abwicklung per QR-Code-Scans bewährt.

So geht's weiter

Bei dem Probelauf soll es natürlich nicht bleiben. Auf dem Deutschen Logistik-Kongress kündigten die Beteiligten an, den digitale Lieferschein weiterentwickeln zu wollen – und dabei auch für andere Logistikbereiche zu öffnen. Zudem entsteht eine Anwendungsempfehlung von GS1, die Unternehmen bei der Umsetzung unterstützen soll. Bereits 2022 könnte es dann erste konkrete Anwendungen geben.

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