Schließen

Deutsche Bahn Bilanz 2023 Milliardenverluste wegen Vorleistung

Investitionen in das Netz der DB für eine "Starke Schiene" Foto: Deutsche Bahn/Volker Emersleben

Die Deutsche Bahn vermeldet bei ihrer Bilanz-Pressekonferenz in Berlin Milliardenverluste für das Jahr 2023 – unter anderem, weil sie für den Bund bei den Infrastruktur-Ausgaben in Vorleistung gegangen ist. Zu den Hintergründen und der Erwartung für das laufende Jahr.

Ein Minus von rund 2,4 Milliarden Euro im Jahr 2023 erfordert Erklärungsbedarf. Zumal die Verluste sich im Vorjahr noch auf 227 Millionen Euro beliefen. Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, nennt bei der Bilanz-Pressekonferenz in Berlin dafür mehrere Gründe. „Wir sind 2023 in Vorleistung gegangen und haben so viel gebaut wie noch nie, denn die Sanierung und Modernisierung der Infrastruktur duldet keinen Aufschub“, sagte Lutz vor zahlreichen Medienvertretern.

Der Bund habe für diesen Zweck zusätzlich 30 Milliarden Euro bereitgestellt. „So viel Geld für die Infrastruktur gab es noch nie“, so Lutz. Die Bahn investierte nach eigenen Angaben 7,6 Milliarden Euro. Die hohen Vorleistungen für den Bund hätten jedoch zu einem Verlust von einer Milliarde Euro geführt, was sich natürlich im Konzernergebnis bemerkbar macht. Zusätzliche Belastungen aufgrund inflationsbedingter Kostensteigerungen, höherem Personalaufwand und der Streiks trugen demnach ebenfalls zu dem Milliardenverlust bei.

Verluste und Personalabbau bei DB Cargo

Die Güterbahn DB Cargo verzeichnet ein Minus von 497 Millionen Euro. Als Hauptgrund führt Dr. Sigrid Nikutta, Vorstand Güterverkehr, Verluste durch Einzelwagenverkehre an. Aber auch in den Bereichen Stahl und Chemie habe DB Cargo Frachtmengen verloren. Das führte ebenfalls zu Verlusten.

Rbf Maschen Foto: Deutsche Bahn/Oliver Lang
Die Güterbahn DB Cargo verzeichnet ein Minus von 497 Millionen Euro.

Insbesondere im Kombinierten Verkehr sieht Nikutta „großen Handlungsbedarf“. Das Ziel, 25 Prozent aller Güter auf der Schiene zu transportieren, bleibe bestehen. Für 2024 erwartet sie zwar bessere Zahlen, zur Profitabilität konnte sie aber keine genauen Angaben machen.

Die Gütersparte befinde sich wie der gesamte DB-Konzern in einer Transformation hin zu schlankeren Strukturen. Daher würden künftig bei DB Cargo weniger Mitarbeitende benötigt. Sie könnten laut Nikutta andere Positionen im Konzern ausüben.

DB-Schenker-Verkauf wohl 2025

Der Umsatz des DB-Konzerns beläuft sich im Geschäftsjahr 2023 auf rund 45,2 Milliarden Euro – rund 13 Prozent weniger als 2022. Der Rückgang erkläre sich im Wesentlichen durch eine branchenweite Normalisierung der Frachtraten in der internationalen Logistik.

Das fällt auch auf die Logistik-Tochter DB Schenker zurück. Mit 1,1 Milliarden Euro ist der operative Gewinn im Vergleich zu 2022 zwar um rund 700 Millionen Euro gesunken. Er sei aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie 2019, dem Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie. Als Grund nennt Dr. Levin Holle, Vorstand Finanzen und Logistik, das „erfolgreiche Transformationsprogramm“ der letzten Jahre. Langfristig biete der Logistikmarkt ausgezeichnete Wachstumsperspektiven.

Dennoch steht DB Schenker weiterhin zum Verkauf. „Wir sind mit dem breiten Interesse am Markt sehr zufrieden, verkaufen werden wir aber nur, wenn es wirtschaftlich vorteilhaft ist“, sagte Holle. Das Feld der über 20 Interessenten solle deutlich verkleinert werden, sodass mit einer Transaktion im nächsten Jahr gerechnet werden kann. Aufgrund der externen Bedingungen eher in der zweiten Jahreshälfte.

Einigung mit der GDL in Sicht

Erfreuliches könnte es bald im Tarif-Konflikt mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zu vermelden geben. Eine Einigung sei in Sicht. Während der Verhandlungen werde es keine Ankündigungen von Streiks oder Streiks geben, sagte Martin Seiler, Vorstand Personal und Recht. Aber auch keine Informationen zu Zwischenergebnissen. „Wir hoffen, in den kommenden Tagen das Ziel zu erreichen“, sagte Seiler. Im Jahr 2023 führten die Streiks bei der Bahn zu einem Verlust von rund 200 Millionen Euro.

Berthold Huber, Vorstand Infrastruktur, bestätigte, dass das Großbauprojekt Stuttgart 21 Ende 2025 eröffnet werden soll. Zur konkreteren Ausgestaltung des Zeitplans bis dahin, machte er keine Angaben.

Ausblick auf 2024

Für das laufende Jahr rechnet Bahn-Vorstand Lutz mit einer Steigerung des Umsatzes auf rund 47 Milliarden Euro. Auch das operative Ergebnis soll mit mehr als einer Milliarde Euro wieder deutlich positiv sein. Vor allem die Ablösungen für die 2023 gezahlten Vorleistungen, mit denen die Bahn rechnet, sollen für den Anstieg verantwortlich sein.

Die Brutto-Investitionen gemeinsam mit dem Bund sollen auf etwa 21 Milliarden Euro weiter steigen. Die Netto-Investitionen aus Eigenmitteln will die Deutsche Bahn 2024 ebenfalls erneut deutlich anheben.

Lesen Sie auch Verlustbringer DB Cargo Droht die Zerschlagung?
Unsere Experten
Jan Bergrath Jan Bergrath Journalist
Carsten Nallinger Carsten Nallinger Lkw-Navigation
Aktuelle Fragen Arbeitszeit: Anfahrt zum Stellplatz Ist die Anfahrt zum Lkw-Stellplatz Arbeitszeit? Digitacho (Nachrüstpflicht) Gibt es eine Digitaltacho-Nachrüstpflicht für alte Lkw? Ziffer 95 und Überführungsfahrten Brauche ich die Ziffer 95 für Überführungsfahrten?
Betriebsstoffliste 2023
Mehr als 2.500 Produkteinträge

Immer auf dem neuesten Stand: Die DEKRA Betriebsstoffliste 2023

Kostenloser Newsletter
eurotransport Newslettertitel Jetzt auswählen und profitieren

Maßgeschneidert: Die neuen Themen-Newsletter für Transportprofis.

Who is Who
Who is Who Nutzfahrzeuge 2019 WHO IS WHO Nutzfahrzeuge

Alle Hersteller, Zulieferer und Dienstleister für Nutzfahrzeugflotten.

eurotransport.de Shop
Web Shop Content Teaser Der Shop für die, die es bringen.

Zeitschriften, Bücher, Lkw-Modelle, Merchandising und mehr.